"Die Brüder" - Lustspiel in einem Aufzuge - von Franz von Gaudy

Öffentliche Generalprobe
Lesung: Schauspieler Diether Jäger und David Heinz, Künstlerischer Leiter der ODERHÄHNE

Datum:

28.11.2025

Uhrzeit:

18:00 Uhr

Ort:

Museum Viadrina

Städtisches Museum Viadrina

Eigenbetrieb Kulturbetriebe Frankfurt (Oder)

Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße 11
15230 Frankfurt (Oder)

Preis:

Eintritt frei!

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Die Brüder. *)
"Die Brüder" ist ein Zweipersonenstück: es sind Fritz, ein der Feinschmeckerei ergebener Egozentriker und Albert, ein die Tierwelt liebender Grüner, die beide heute so typisch und amüsant sind wie vor zweihundert Jahren:

Fritz:
Wir leben, um zu essen! –
Wie kann ein Mann von Takt was höheres erkennen,
Als das geliebte Ich? – Man muß es Torheit nennen,
Für etwas Anders nur zu leben, als für sich.
Wer steht auf dieser Welt mir näher als mein Ich!

Albert:
Wie kann ein kluger Mann was schöneres erkennen,
Als einen Vogelherd. Man muß es Torheit nennen,
Für seinen Gaumen nur zu leben, nur für sich.
Stehʼn meine Hunde mir nicht näher als mein Ich?
Beim Streit miteinander taucht unverhofft die Erinnerung an eine alte Liebe Alberts auf . . . . Wenn
da nicht ein Hund wäre . . .

*) Die Brüder. in: Franz von Gaudy: Ausgewählte Werke. Hrsg. von Doris Fouquet-Plümacher. Bd. 3: Satire, Versdichtung, Novelle. Baden-Baden: Georg Olms 2025. S. 128-148.

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Franz von Gaudy
* 1800 in Frankfurt (Oder)    † 1840 in Berlin

Franz von Gaudy war ein zu seiner Zeit und bis ins 20. Jahrhundert bekannter Dichter und Schriftsteller. Er dichtete/schrieb/übersetzte als Leutnant in der preußischen Armee während seiner Stationierung in Schlesien und im Großherzogtum Posen; ab 1834 ließ er sich als freier Schriftsteller in Berlin nieder, eng befreundet mit dem dortigen literarischen Kreis, besonders eng mit Adelbert von Chamisso. Er schrieb Gedichte, Versepik, Prosa, Satiren, Novellen und Reiseschilderungen. Seine bekanntester Titel ist Aus dem Tagebuche eines wandernden Schneidergesellen, der heitere satirische Reisebericht eines "honnetten Berliners" unterwegs nach und in Rom.
Gaudy schrieb keine Dramen, sondern während seiner Stationierung in Glogau kleine einaktige Theaterstücke, die er Dramatische Bagatellen nannte; vier sind bekannt, nur drei davon im Druck überliefert. Die Brüder, das beste Stück, erschien 1834 im Schlesischen Musenalmanach. Wann und wo es aufgeführt wurde, hat sich bisher nicht ermitteln lassen. Gaudys "Der ausgespielte Bräutigam" wurde am 29. Mai 1829 in Schweidnitz aufgeführt, wie durch einen Theaterzettel in der Univ.Bibliothek Wroclaw/Breslau dokumentiert ist; aber der Text ist nicht erhalten, da nach Manuskript gespielt wurde. Diese Einakter wurden stets an einem Abend zusammen mit anderen Stücken, Dramen oder Opern oder anderen Possen gespielt.
"Die Brüder" ist ein Zeugnis des lebendigen Theaterlebens in Schlesien, das von Wanderbühnen, die über Land zogen und sich wechselnd in größeren Städten niederließen, lebhaft gepflegt wurde.