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„Zurück in der alten Heimat“ - wie ein Gemälde von Carl Alexander Brendel seinen Weg nach Frankfurt (Oder) fand

Das Städtische Museum Viadrina kann in diesen Tagen einen sehr bedeutenden Neuzugang bekanntgeben. Es handelt sich dabei um ein Ölgemälde von Carl Alexander Brendel (1877–1945) aus dem Jahr 1928. Das Gemälde trägt den Titel: „Sturm über den Oderwiesen“ und zeigt das emsige Treiben der Landarbeiterinnen und Landarbeiter, das Heu auf den Oderwiesen noch rechtzeitig vor dem herannahenden Wolkenbruch in Sicherheit zu bringen. Im Hintergrund des Gemäldes ist die Silhouette der Stadt Frankfurt (Oder) gut erkennbar. Neben der Darstellung mit Frankfurt-Bezug und der hohen Qualität ist auch sehr beachtenswert, auf welch nichtalltäglichem Weg dieses Gemälde in das Museum gelangte.

Die Malerei befand sich mit hoher Wahrscheinlichkeit seit ihrer Entstehung 1928 im Familienbesitz der Frankfurter Unternehmer-Familie Paetsch und wurde über mindestens zwei Generationen in der Familie weitervererbt. Letzte Eigentümerin war Frau Rosemarie Lüßmann (1938–2024), geborene Blind. Sie ist eine Enkelin des Frankfurter Unternehmers Walter Paetsch (1869–1938) und verstarb Anfang des Jahres 2024 in Süddeutschland.

In ihrem Vermächtnis hatte die letzte Besitzerin bestimmt, dass das einst aus Frankfurt stammende Gemälde nach ihrem Ableben dem Stadtmuseum ihrer Geburtsstadt überlassen werden solle. Das Vermächtnis ist an die Bedingung geknüpft, dass die Malerei zunächst 25 Jahre öffentlich in Frankfurt ausgestellt werden muss, danach geht das Eigentum an die Stadt Frankfurt (Oder) als Träger des Städtischen Museums Viadrina über.

Der Maler Carl Alexander Brendel, studierte in Paris, Berlin und Rom und war u.a. Professor an der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst zu Weimar. Brendel malte vor allem Tier- und Landschaftsbilder. Zuletzt lebte er unweit der Buschmühle in Frankfurt (Oder), wo er vermutlich aufgrund von Hunger und Entkräftung, die er während der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit erlitt, im September 1945 verstarb.

Nun ist das Gemälde „Sturm über den Oderwiesen“, das viele Facetten der Frankfurter Stadtgeschichte in sich birgt, an seinen Entstehungsort zurückgekehrt und kann wie zahlreiche weitere Werke Brendels im Odersaal des Junkerhauses bewundert werden.

Dank gilt im Zusammenhang mit der Überführung des Gemäldes nach Frankfurt (Oder) allen daran beteiligten Akteuren. Dies sind namentlich die unmittelbaren Erben von Frau Rosemarie Lüßmann, das Rechtsamt der Stadt Frankfurt (Oder), insb. Herrn Ass. iur. Thomas Gerlach, dem Eigenbetrieb Kulturbetriebe Frankfurt (Oder) sowie der Sammlungsbereichsleiterin, Frau Dr. Sonja Michaels.