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„Seltenes Zeugnis des jüdischen Buchdruckes in Frankfurt (Oder) erworben“ – Ankauf eines fast 300 Jahre alten Talmuds durch den Verein der Freunde und Förderer des Museums Viadrina e.V. für das Städtische Museum Viadrina

Anfang August dieses Jahres erreichte das Städtische Museum Viadrina eine für die Frankfurter Stadtgeschichte überaus interessante Nachricht. Ihr Absender war ein Luxemburger Antiquariat, das auf Judaica spezialisiert ist.

Dieses bot dem Frankfurter Stadtmuseum eine Komplettausgabe eines babylonischen Talmud zum Kauf an. Das Besondere an dem Objekt ist dessen Herkunft. Denn der Talmud wurde in den Jahren 1734–1739 in Frankfurt (Oder) und in Berlin in der Werkstatt von Aharon ben Mosheh Rofe mi-Lisa gedruckt und besteht aus 47 einzelnen Traktaten.

In Frankfurt (Oder) und in Berlin hergestellt, wurde der Talmud schon im 18. Jahrhundert in das Elsaß verhandelt. Inschriften und fliegende Vorsätze belegen u.a. den Rabbiner Salomon Beer aus Dettwiller im Elsaß sowie weitere Rabbiner und Privatpersonen aus verschiedenen elsässischen Orten, darunter u.a. Hochfelden und Buswiller, als Besitzer.

Im frühen 20. Jahrhundert gelangte der Talmud nach Casablanca in Nordafrika. Dort nutzte der Rabbiner David Chaim Harroch das Werk. Harroch verzog in den 1950er-Jahren nach Europa und siedelte nach Strasbourg um. Durch die Erben des Letztgenannten kam der sehr gut erhaltene Talmud unlängst in den Handel mit antiquarischen Schriften und stand zum Verkauf.

Da ganze Komplettausgaben eines nahezu drei Jahrhunderte alten Talmuds heute nur noch sehr selten im Handel angeboten werden, kommt dies einem seltenen Glücksfall gleich. Um so mehr freut sich das Städtische Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) über den jüngsten Ankauf.

Möglich wurde dieser dank einer großzügigen Förderung im Rahmen einer PS-Spende der Sparkasse Oder-Spree sowie durch einen Zuschuss des Vereines der Freunde und Förderer des Museums Viadrina e.V. Ihnen gilt unser ausdrücklicher Dank!

Der Talmud ist ab sofort in der Dauerausstellung des Frankfurter Stadtmuseums zu sehen.